Schauspielschüler*innen der Schauspielschule Krauss zeigen eine Szene auf der Bühne des Schauspielhaus Wien – ein wichtiger Teil der Vorbereitung auf die Schauspiel-Aufnahmeprüfung.

Aufnahme­prüfung

an Schauspielschulen: Tipps, Ablauf & Vorbereitung

Einleitung

Der Begriff „Schauspiel Aufnahmeprüfung“ klingt für viele einschüchternd – und wird oft mit Stress, Bewertung und Aussortierung verbunden.
Manche denken an eine harte Auslese. Tatsächlich geht es um etwas anderes:
Die Prüfung zeigt, ob du zum jetzigen Zeitpunkt das mitbringst, was du brauchst, um eine Schauspielausbildung an der betreffenden Schule zu beginnen – und ob du mit der Schule und ihrer Arbeitsweise gut arbeiten kannst.

1. Warum gibt es eine Schauspiel Aufnahmeprüfung?

Eine Schauspielausbildung ist anspruchsvoll – körperlich, stimmlich, emotional und geistig. Sie verlangt viel Eigenverantwortung, Disziplin, Teamfähigkeit und die Bereitschaft, sich über längere Zeit intensiv mit sich selbst und mit anderen auseinanderzusetzen.

Die Schauspiel Aufnahmeprüfung dient dazu, festzustellen, ob du dafür die nötigen Voraussetzungen mitbringst – nicht im Sinne eines fertigen Könnens, sondern als Ausgangspunkt für einen ernsthaften künstlerischen Weg.

Dabei geht es nicht um perfekte Technik oder Bühnenerfahrung, sondern um:

  • Präsenz und Ausdrucksfähigkeit
  • Textverständnis und Spiellust
  • Vorstellungskraft, Offenheit und Ansprechbarkeit
  • ein Mindestmaß an körperlicher und stimmlicher Verfügbarkeit

 

Gleichzeitig prüft die Schule, ob du zu ihrer Ausbildungsform passt – und ob sie dir wirklich das bieten kann, was du brauchst. Auch das ist Teil der Verantwortung gegenüber den Bewerber*innen.

Eine Aufnahmeprüfung ist also kein elitäres Ausleseverfahren, sondern ein faires Verfahren, um einzuschätzen, ob eine Ausbildung für beide Seiten sinnvoll ist – und auf welchem Niveau eine gemeinsame Arbeit beginnen kann.

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, welche Wege es gibt, Schauspieler*in zu werden und welche Ausbildungen dich zu einem professionellen Schauspielberuf führen können, findest du hier weitere Informationen:
Schauspieler werden – Deine Ausbildungswege zum professionellen Schauspielberuf.

2. Was erwartet dich bei der Schauspiel Aufnahmeprüfung?

Der Ablauf von Schauspiel Aufnahmeprüfungen variiert leicht zwischen den einzelnen Schauspielschulen – auch innerhalb einer Schule kann er sich je nach Gruppengröße oder Tagesverlauf unterscheiden. Die grundlegenden Elemente sind jedoch ähnlich und sollen ein möglichst differenziertes Bild deiner künstlerischen Anlagen vermitteln.

Vortrag vorbereiteter Monologe
Du bringst drei bis vier Monologe mit – aus unterschiedlichen Epochen: klassisch, modern, zeitgenössisch. Meist wählst du einen Text frei aus, die weiteren bestimmt die Kommission. Entscheidend ist nicht, wie „fertig“ eine Szene wirkt, sondern ob du die jeweilige Rolle in der konkreten Bühnensituation eigenständig und lebendig gestalten kannst – mit innerer Anbindung, gedanklicher Klarheit und szenischem Bewusstsein.

Improvisation oder Partnerarbeit
In improvisierten Aufgaben zeigt sich, wie du auf Impulse reagierst und mit einem Gegenüber in Kontakt trittst. Bewertet wird unter anderem:

  • das spielerische Verständnis einer vorgegebenen Situation,
  • die Fähigkeit zu spontanem Reagieren,
  • szenische Fantasie und Erlebnisfähigkeit,
  • der Bezug zur Partner*in und zur Situation,
  • und vor allem: ob du im Moment bleibst – nicht originell „spielst“, sondern wahrhaftig reagierst.

 

Stimme, Sprache, Körperpräsenz
Während der gesamten Prüfung achten die Lehrenden auf deine innere Anbindung, Stimme, Sprechhaltung, deinen Umgang mit Text. Ebenso wichtig ist dein Körperbewusstsein: Wie präsent bist du im Raum? Wie frei und gezielt kannst du dich bewegen? Wie setzt du deinen Körper als Ausdrucksmittel ein?

Gespräch über Motivation und Werdegang
Dieses kann zu Beginn, zwischendurch oder am Ende stattfinden – strukturiert oder ganz offen. Es dient dazu, dich etwas kennenzulernen, aber keinesfalls zu bewerten: Warum möchtest du Schauspiel studieren? Was interessiert dich an diesem Beruf? Welche Erfahrungen hast du bereits gemacht – auch außerhalb des Theaters? Hier zählt keine „richtige Antwort“, sondern ein authentischer, reflektierter Zugang.

Begrüßung oder Einstieg
Ob es zu Beginn ein kurzes Ankommen oder eine Vorstellungsrunde gibt, hängt vom Format ab. Bei kleineren Gruppen kann es persönliche Begrüßungen geben, manchmal beginnt die Prüfung direkt mit dem ersten Monolog.

3. Welche Monologe sind für die Schauspiel Aufnahmeprüfung geeignet?

Die Auswahl deiner Monologe ist ein wesentlicher Teil der Vorbereitung auf die Schauspiel Aufnahmeprüfung – sie zeigt nicht nur, welche Rollen dich interessieren, sondern auch, wie differenziert du mit Sprache, Figur und Bühnensituation umgehen kannst.

Was ist ein Monolog – und kann ich auch Szenen verwenden?
Ein Monolog ist eine zusammenhängende Sprechhandlung einer Figur innerhalb einer bestimmten Bühnensituation. Die Figur spricht dabei ununterbrochen – zu sich selbst, zu einer anderen Figur oder in den Raum. Sie verfolgt ein konkretes Ziel, durchlebt eine Situation und bringt dabei eine innere Entwicklung zum Ausdruck.

Auch Szenen aus Theaterstücken können als Monologe verwendet werden, wenn sie sich dramaturgisch sinnvoll kürzen lassen – etwa durch das Streichen der Partnerrolle. Voraussetzung ist, dass der szenische Zusammenhang und die Figurenentwicklung klar erhalten bleiben.

Monologbücher: hilfreich, aber nicht ausreichend
Es gibt zahlreiche Monologsammlungen – in Buchform oder online. Diese eignen sich zum Stöbern und Vergleichen. Für die ernsthafte Vorbereitung reicht das jedoch nicht aus.
Ein Monolog ohne Kenntnis des gesamten Stücks bleibt oberflächlich.

Um die Figur glaubwürdig gestalten zu können, musst du wissen:

  • in welcher Situation sich die Figur befindet,
  • was zuvor geschehen ist,
  • welche Beziehung sie zu anderen Figuren hat,
  • und warum sie bestimmte Gedanken äußert oder Handlungen setzt.

Nur wenn du die Szene im Zusammenhang des Stücks verstehst, kannst du sie mit innerer Logik und dramaturgischer Spannung gestalten.

Drei Epochen – drei Anforderungen
Die meisten professionellen Schauspielschulen verlangen drei Monologe aus unterschiedlichen Epochen:

  • ein klassischer Monolog (z. B. Shakespeare, Lessing, Schiller)
  • ein moderner Monolog (z. B. Tschechow, Ibsen, Schnitzler – ab ca. 1880)
  • ein zeitgenössischer Monolog (ab ca. 1920 bis heute)

Diese Auswahl ermöglicht einen Einblick in verschiedene sprachliche Stile, Ästhetiken und Spielanforderungen – und zeigt, wie flexibel du dich auf unterschiedliche Formen einlassen kannst.

Wähle typgerecht und szenisch klar
Achte bei der Auswahl darauf, dass die Rolle in einem Spielalter angesiedelt ist, das du glaubhaft darstellen kannst – sei es durch tatsächliche Lebensnähe oder durch die Fähigkeit, emotionale Tiefe, Reife und Situationsverständnis zu vermitteln.
Auch sprachlicher Zugang, emotionale Beweglichkeit und die Fähigkeit, die Gedanken und Absichten einer Figur wirklich zu verstehen und im Spiel erlebbar zu machen, sind entscheidend.

Wie sehr du dich äußerlich verwandelst, spielt dabei kaum eine Rolle.
Was zählt, ist, ob du die Figur von innen her begreifst – und mit Stimme, Körper und Text eine klare, lebendige Situation gestaltest. Eine gelungene innere Anbindung bringt dir in der Prüfung deutlich mehr als eine aufgesetzte Maske.

Mit Vorsicht zu behandeln sind:

  • Texte, die ausschließlich auf Effekt, Witz oder Pathos setzen,
  • Figuren, die deutlich außerhalb deines realistisch darstellbaren Spielalters liegen,
  • Rollen, die du bereits in einer früheren Inszenierung gespielt hast – sei es im Schultheater, auf einer Amateurbühne oder sogar auf professionellem Niveau. Besonders dann, wenn die Rolle damals deutlich über deinem Spielalter oder Verständnis lag oder sehr stark in ein Regiekonzept eingebettet war. Solche Szenen lassen oft wenig Raum für neue Impulse – und stehen einer lebendigen, eigenständigen Gestaltung eher im Weg.

4. Woran entscheidet sich die Aufnahme?

Viele Bewerber*innen glauben, sie müssten „alles richtig machen“, um aufgenommen zu werden. Doch das ist ein Missverständnis. Bei der Schauspiel Aufnahmeprüfung geht es nicht um Perfektion, sondern um die Frage:

Ist künstlerisches Entwicklungspotenzial erkennbar – und kann auf dieser Grundlage professionell gearbeitet werden?

Die Kommission achtet dabei auf mehrere Faktoren:

  • Wie präsent bist du im Moment?
  • Wie reagierst du auf Impulse oder Korrekturen?
  • Kannst du dich auf eine Szene einlassen – mit innerer Anbindung, klarem Textverständnis und Bezug zur Situation?
  • Gelingt es dir, mit Fantasie und Spiellust zu gestalten – nicht bloß zu „zeigen“?

 

Nicht entscheidend sind:

  • ob du nervös bist,
  • ob ein Monolog „fehlerfrei“ ist,
  • oder ob du schon Bühnenerfahrung mitbringst.

 

Wichtiger sind:

  • deine Offenheit für Prozess und Veränderung,
  • deine Bereitschaft, dich künstlerisch einzulassen,
  • und gewisse persönliche Grundvoraussetzungen, die eine Ausbildung überhaupt erst möglich machen.

 

Dazu zählen z. B.:

  • ein stabiler physischer und psychischer Zustand,
  • Freude an spielerischem Ausdruck,
  • Kommunikations- und Teamfähigkeit,
  • Fantasie, Beweglichkeit, Musikalität,
  • Engagement und echtes Interesse am Berufsfeld Schauspiel,
  • sowie das sichere Beherrschen der deutschen Sprache.

 

Es gibt keinen Idealtypus. Gesucht werden keine Schablonen, sondern Persönlichkeiten mit Haltung, Ausdruckswillen und dem Wunsch, sich ernsthaft weiterzuentwickeln.

5. Häufige Missverständnisse & Ängste

Es ist normal, vor einer Schauspiel Aufnahmeprüfung Respekt zu haben. Viele Gedanken, die dabei auftauchen, sind verständlich – aber nicht unbedingt begründet:

„Ich bin zu nervös.“
Fast alle sind bei der Aufnahmeprüfung aufgeregt – Lampenfieber ist völlig normal. Niemand erwartet Ruhe oder Selbstsicherheit. Wichtig ist nur, dass du trotzdem versuchst, bei dir und in der Situation zu bleiben.

„Ich habe keine Bühnenerfahrung.“
Vorkenntnisse sind kein Muss. Viel wichtiger ist dein Zugang zum Text, deine Spielfreude und deine Offenheit.

„Ich muss alles können.“
Nein. Die Aufnahmeprüfung ist keine Leistungsschau. Es geht nicht um ein fertiges Ergebnis, sondern darum, wie du mit einer Aufgabe umgehst – offen, präsent und mit Bereitschaft zur Gestaltung.

6. Wie bereitest du dich auf die Schauspiel Aufnahmeprüfung vor?

Vorbereitung bedeutet im künstlerischen Kontext nicht, etwas „richtig“ machen zu wollen – sondern sich in einen ernsthaften Arbeitsprozess mit den gewählten Texten, Figuren und Situationen zu begeben.

Entscheidend ist, dass du dich mit deinen Monologen intensiv auseinandersetzt – nicht nur sprachlich, sondern auch gedanklich und szenisch. Du solltest wissen, in welcher Situation sich deine Figur befindet, was sie will und welche Gedanken, Haltungen oder Impulse ihre Handlung bestimmen.

Und: Der Text muss sitzen. Nicht oberflächlich gemerkt oder improvisiert, sondern sicher und abrufbar – in jeder Phase der Prüfung. Nur wenn du den Text vollkommen beherrschst, kannst du dich frei auf Spiel, Impulse und neue Aufgaben einlassen.

Eine gute Vorbereitung zeigt sich nicht in Routine, sondern in Präsenz, in Klarheit und in der Bereitschaft, eine Szene im Moment neu entstehen zu lassen. Das ist besonders wichtig – denn du wirst in der Prüfung oft mit ungewohnten Anforderungen, neuen Aufgaben oder anderen Arbeitsweisen konfrontiert.

Auch körperlich und stimmlich solltest du vorbereitet sein: Schauspiel findet nicht im Kopf statt, sondern mit dem ganzen Menschen. Präsenz, Atem, Artikulation, Raumgefühl – all das sind Grundlagen, um dich in der Prüfungssituation auf deine Figur und das Spiel einlassen zu können.

Es geht nicht darum, alles „richtig“ zu machen – sondern darum, bewusst, offen und eigenständig mit dem Material zu arbeiten.

7. Was tun, wenn du die Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule nicht bestehst?

Nicht jede Bewerbung führt beim ersten Versuch zum Erfolg – und das bedeutet keineswegs, dass du kein Talent hast oder nicht geeignet bist. Eine Aufnahmeprüfung ist immer auch eine Momentaufnahme. Viele Faktoren spielen eine Rolle: Tagesverfassung, Textwahl, Gruppendynamik, Konzentration, Erwartungshaltung, Nervosität.

Wichtig ist: Wer bei einer Schauspiel Aufnahmeprüfung nicht genommen wird, ist nicht gescheitert – sondern steht an einem Punkt, der aufzeigt, woran weitergearbeitet werden kann. Viele Bewerber*innen bestehen erst beim zweiten, dritten oder vierten Anlauf – oft mit größerer Ruhe, mehr Klarheit und stärkerem Ausdruck.

Wenn du an der Schauspielschule Krauss in die zweite Runde gekommen bist, die Aufnahme aber nicht bestanden hast, sagen wir dir offen, was uns noch gefehlt hat – und was wir dir für eine erneute Bewerbung empfehlen würden. Wir teilen dir auch mit, ob wir uns über ein Wiederkommen freuen – idealerweise mit überlegter Vorbereitung und einem neuen Blick auf die Anforderungen. Unsere Haltung ist nicht ausgrenzend, sondern entwicklungsorientiert.

Denn gesucht wird nicht Perfektion, sondern Persönlichkeit und Potenzial.

Alle Informationen zur Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule Krauss findest du hier:

Picture of Michaela Krauss-Boneau

Michaela Krauss-Boneau

leitet seit über 35 Jahren die Schauspielschule Krauss in Wien, der einzigen privaten Schauspielschule Österreichs mit staatlicher Anerkennung. Als ausgebildete Schauspielerin, Sprechtrainerin und Berufsfotografin verbindet sie künstlerische Praxis mit klarem Ausbildungsbewusstsein. In ihrer Arbeit legt sie besonderen Wert auf eine fundierte, zeitgemäße Schauspielausbildung, die Stimme, Körper, Textarbeit und persönliche Entwicklung gleichwertig fördert. Generationen junger Schauspieler*innen wurden durch die Ausbildung an ihrer Schule auf dem Weg in den Beruf begleitet – getragen von ihrem persönlichen Einsatz und dem Idealismus eines ganzen Teams. Ihre Arbeit steht für fachliche Tiefe, künstlerische Klarheit und eine Haltung, die auf Verantwortung, Respekt und Menschlichkeit beruht.

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